Berichte von 03/2021

31März
2021

Im 2. Gang

Nachtrag zu gestern: 1. Das Bier hat mir als Bierkritikerin überraschend gut geschmeckt 2. Wenn man mal aus dem Städtetschungel entflohen ist, sind alle Sterne heller (sogar der kleine Wagen ist deutlich sichtbar und Orion sah heute besonders schön aus) 3. Zähne putzen ist am Feuer deutlich ausgiebiger und gründlicher möglich (man will einfach nicht aufstehen) 4. Das Rauschen von Wasser im Hintergrund hat nicht nur einen harntreibenden, sondern auch einen beruhigenden Effekt- super zum Einschlafen!

Hallo und guten Abend, Der bestimmt chilligste Tag unserer Radtour neigt sich dem Ende. Aufgewacht sind wir am Morgen von einem Traktor so um 7h, bis zu diesem Zeitpunkt war die Nacht deutlich angenehmer und wärmer (ca. 5°C) als die Vorhergegangene. Und auch um 7h konnten wir noch etwas liegen bleiben. Nachdem wir das Zelt abgebaut hatten (ca. 8:30h) und uns von der neugierigen Nachbarin verabschiedet hatten (Die man kaum verstand) verließen wir Allmendingen alsbald, leider ohne im Rewe halt gemacht zu haben (Aber ein Toilettenplätzchen war halt dringender) und machten uns auf ins Bergland. Hier erwartete uns eine weitere sehr schöne Überraschung. Die "Berge" ließen sich tatsächlich eher wie Hügel fahren, zwar lang, aber nicht steil und Stefan und ich fanden bald ein gemeinsames Tempo. Leider hat meine Schaltung seit gestern Abend einen Hänger, das runterschalten der kleinen Rizel funktioniert nur schleppend, da der Schaltknopf klemmt. Ich habe jedoch die Hoffnung, heute Abend mit fachkundiger Unterstützung dieses Problem behoben zu bekommen. Auf dem Plateau der schwäbisch Alp gibt es v.a. eines nicht: Einkaufsmöglichkeiten. So sehr ich es auch mal genieße, in solch einem Gebiet unterwegs zu sein, so sehr hat uns ein Brot zum Frühstück oder Mittag auch gefehlt. Dann gab es aber eben Müsliriegel zum Frühstück (mit Nüssen und ein paar Keksen - jummy). 

Unser weiterer Weg führte durchs Lautertal. Zum Mittagessen fanden wir in Wasserstetten einen kleinen Gasthof - da hab es dann mal eine Portion Pommes und ein Eis (nicht sonderlich günstig aber sehr lecker) und da der Pauseort jetzt nicht so schön war, setzten wir uns schon wenige Minuten später wieder an die Lauter. Unser Versuch, mit den Füßen ins Wasser zu gehen ähnelte dabei einer Kneipanlage - Temperatur auf jeden Fall vergleichbar, der steinige Untergrund sorgte für ein entsprechendes Gangbild.

Nach einer längeren Pause waren es dann nur noch knuffige 10km bis Kohlstetten, wo uns nun ein wunderbarer Abend mit einer befreundeten Familie erwartete.

Meine liebe Kommilitonin Amrai und ihre Familie, die mich schon einmal beherbergt hatten, taten dies tatsächlich für uns beide ein weiteres mal. Und auch hier gab es viele Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch, da Amrais Eltern ebenfalls viel Erfahrung in diesem Bereich mitbringen. So gab es von Vater Georg auch gerade noch ein paar Tipps und Änderungsvorschläge: für ein paar Kilometer längere Strecke sparen wir uns nun Höhenmeter. Von Clara, Amrais Schwester und Hobby-Astronomin bekamen wir dann noch einige weitere Sternbilder gezeigt und Informationen zu einzelnen Sternen. Auch schön- je mehr ich darüber lerne, desto mehr möchte ich darüber erfahren... Jetzt liege ich mit vollem Bauch (wir haben gegrillt) im Schlafsack und muss nur noch die Augen schließen um zu schlafen.

30März
2021

Das Beste kommt am Abend

Hey Ho und einen schönen Abend! Wir melden uns heute aus dem beschaulichen Dörfchen Allmendingen. Unsere Unterkunft war mal wieder ein Glücksgriff, aber - First things first.

Die vergangene Nacht war so mäßig erholsam. Tatsächlich hatten wir Minusgrade, das Zelt ist von außen gefroren. Für mich und meinen von meiner lieben Cousine gesponsorten Superschlafsack war das nur ein mäßiges Problem, mit einem Paar dicker Socken sogar fast angenehm. Stefan hatte da weniger Glück und auch meine Daunenjacke um die Füße hat das ganze nur bedingt besser gemacht. Brauchen wir das nächste mal eben doch fusionierbare Schlafsäcke, ich bin wohl heiß genug... 😋 Mein Plan, schon um 5:30h aus dem Bett zu hüpfen scheiterte ebenfalls - allerdings an mir. Ich wollte einfach nicht und kam nicht vor 6:45h aus dem Schlafsack gekrochen. Das Zelt war voller Eis und auch die Unterlegplane sehr nass, so legten wir nicht alles zusammen, sondern fuhren erst einmal mit einem großen Berg zusammengeknüllter Planen auf dem Gepäckträger nach Bad Grönenbach. Dort konnte die Plane in der Sonne etwas trocken und wir uns bei einem Croissant und einem Cappucino erwärmen. Die hügelige, teils bergige Landschaft des vergangenen Tages wurde nach diesem Ort zunehmend von weiten Ebenen abgelöst, die landwirtschaftlich genutzt werden. Auch hier fanden sich immer wieder Bauernhöfe und kleine Dörfer mit wunderschönen Altbauten und kleinen Kirchen und Kapellen (die alle anders aussehen und jede auf ihre Art echt schön aussieht und sich dem Ort anpasst) aber immer häufiger auch größere Städe. Ebenso wurde die Iller, die uns in den letzten Tagen immer wieder begegnete bald von einem neuen Fluss abgelöst - der Rot (ebenfalls einem Zufluss der Donau).

Damit verließen wir auch bald endgültig Bayern und wandten und Baden-Württemberg zu. Zu den Radwegen ist übrigens zu sagen: Oberallgäu - eine Wucht! Optimal ausgeschildert, super wenig Straßen und wenn, dann in Mini-Dörfern, wo sonst niemand entlang fährt. Dann kam ein Übergangsbereich der eher nicht so prickelnd war (Durach und Umgebung sind echt nicht zu empfehlen) und seit Bad Grönenbach geht es wieder sehr gut.

Da zumindest ich furchtbar Respekt vor den Bergen der schwäbisch Alp habe, war klar, dass wir heute etwas mehr Kilometer machen sollten. Dass es tatsächlich an die 90km sein sollten, hatte auch ich nicht geplant, schließlich schleppen wie 40kg mit uns durch die Gegend, müssen uns dauernd umziehen weil der morgendliche Frost meist bald von einem heißen Nachmittag abgelöst wird (hier keine Beschwerde gegen die Sonne - die Temperaturen sind perfekt für Top und Haremhose) und der ein oder andere Stop an einem schönen Plätzchen muss halt auch mal sein.

Durch das flache Gelände und meinen fitten Freund kamen wir dennoch so gut voran, dass wir heute Abend schon gegen 18h nach einem Plätzchen zum schlafen suchten - und es fanden. Im Obstgarten eine lieben kleinen Familie. Familienvater Michael fand unsere Aktion so toll, dass er uns zusätzlich zu einem sicheren Plätzchen an einem kleinen Bach noch eine Feuerstelle mit Bank und trockenem Holz herrichtete und uns jeweils eine Flasche lokalen Biers (aus dem Ort Berg) spendierte. Im Gegenzug durfte der kleine Sohn Jonas mal kurz in unser Zelt hineinspitzen (natürlich alles schön auf Abstand). Nun sitze ich am Feuer, dass mein toller Freund zum brennen gebracht hat (" Das könnte jeder" ~ Zitat Stefan) und freue mich, dass Mücken Rauch nicht so mögen, und dass wir noch Nüsse und Kekse haben. Gleich wird das Bier aufgemacht (bin mal gespannt - Bier ist ja nicht so meins, aber hier passt es hin, und probieren muss ich allemal). Na dann, gute Nacht😄

29März
2021

Mobile Kontaktbörse

Guten Abend, ihr Lieben- ein ereignisreicher Tag geht zuende: hier ein kurzer Umriss...

Die Zugfahrt - war bereits sehr ereignisreich. Wir haben 2 Leute kennen gelernt. Angefangen mit einem Typ, der Markus Lachmann unglaublich ähnlich war (in Erscheinung und Art), der uns am Gleis 4 des Mannheimer Hbf um 2h nachts angequatscht hat, um zu erfahren, wie wir das mit dem Übernachten machen. Stellte sich raus, der Typ kam aus Berlin und wollte in Losheim am See ein neues Rad kaufen, bei der Gelegenheit aber auch gerade noch die Saar bis nach Trier entlang radeln. Seltsamer Mensch. In der Regionalbahn von München Pasing nach Füssen sind wir dann noch einem pensionierten Englischlehrer über den Weg gelaufen, der seit 25 Jahren jährlich eine einwöchige Radtour unternimmt - durchaus inspirierend. Und als Tipp für die ältere Generation: E-bikes und die Organisagion "Rückenwind" machen es möglich. Ansonsten lief die Zugfahrt glücklicherweise ereignislos, Stefan hat trotzdem kaum ein Auge zu gemacht...

In Füssen angekommen erwartete uns strahlender Sonnenschein und - Schnee. Zwar kein Neuschnee, aber wirklich omnipräsente große Schneefelder - könnte eventuell an den Höhenmetern liegen...?😜 Nun ja, die Innenstadt musste nach einem kurzen Frühstück schon noch begutachtet werden - ist zu empfehlen. Der Cappucino ist lecker und die Gebäude, v.a. das Schloss sehen echt super aus. Von weitem. Von Nahem sind sie sehr unterhaltsam, da Steine und Gebilde, die aus der Wand herauszuragen scheinen, in Wirklichkeit nur aufgemalt sind. Konsequent. Außerdem haben wir im Schlosspark ein Pärchen aus Dortmund getroffen, ebenso auf Radreise, was uns doch schon sehr gefreut hat. Nach einem kurzen Plausch ging es weiter. Die folgenden Dörfer waren ein Traum. Jeder Name eine Freude (will jetzt nicht alles aufzählen, aber schaut euch auf Maps gern mal die kleinen Dörflein an) und der Hopfensee wird mich definitiv wieder sehen.

Auf unserer weiteren Route trafen wir ein älteres Pärchen auf einem Tageswanderausflug. Auch sie zeigten sich interessiert an unserem Projekt und erzählten uns von ihren früheren Projekten. An diesem Berg, an welchem wir sie trafen zeigte sich auch erstmals, dass wir beide uns leider hervorragend ergänzen. Ich fahre super flott wenn es leichte Steigungen, flach oder bergab geht, Stefan rast in meinen Augen den Berg hoch. Nun ist es aber auch so, dass ich zumindest ein Zelt mehr mit mir trage (plazbedingt) und daher wirklich ein bisschen mehr zu schleppen habe. Mal schauen, wie sich das die Tage einpendelt. Auf jeden Fall haben mich die Hügel in den Alpen schon ziemlich geschafft - ich habe etwas Angst vor der Schwäbisch Alp.

Auch den restlichen Tag ging es über Stock und Stein - auf einem der Höfe gab es Ziegen, die wir streicheln durften (Benni, Ida, bekommen wir bitte Ziegen?) und die 2. längere Pause gab es dann an einem Bach vor Kempten und gegen 18h wurden wir tatsächlich ziemlich müde - praktischerweise fuhren wir gerade an einem freundlich aussehenden Bauernhof vorbei - die Bäuerin lief an uns vorbei und ja - was soll ich sagen. Wir haben einen wunderschönen, legalen Campingplatz mit super Aussicht. Als dann ein paar Typen aus dem Dorf mit ihrem Van hier hoch gefahren kamen, waren wir zuerst gar nicht mal so angetan - dann aber ergab sich mit den 2 Elekroingenieurstudenten aus Kempten und dem Medizinstudent aus Tübingen doch noch ein schönes Gespräch. So kann ich diese vollgepackten Räder wirklich nur als wandelnde Kontaktbörse bezeichnen- und ich find es super! 

Bis morgen 

28März
2021

Abenteuer beginnen stets nachts

Hallo ihr Lieben, ein weiteres Mal habe ich mich auf den Weg gemacht. Mit dem Rat und dem Rath (Nachname meines wunderbaren Freundes und Reisecompanion Stefan). Wir fahren von Füssen (im Süden Bayerns an der Grenze zu Österreich) nach Oberthal. Warum? Nun, für jene, die es noch nicht mitbekommen haben sollten: eben diese Tour ist mein Opa Leo nach Beendigung des 2. Weltkrieges gefahren, um nach Hause zu kommen. Und in Oberthal wohnt er auch heute noch, eben sein Haus wird das Ende unserer Reise sein. Wie auch er fahren wir über Speyer, übernachten (dank der wunderbaren Coronasituation) in den Gärten von wunderbaren Freunden und deren Familien (Danke, dass ihr das alles mitmacht, ihr seid wundervoll), und organisieren uns natürlich auch hier recht spontan. Die genaue Route erfahrt ihr ja im Laufe der Zeit. Nun sind wir auf dem Weg nach Mannheim - nach einem 4-stündigen Aufenthalt fahren wir weiter nach München Pasing und von dort dann weiter nach Füssen (voraussichtlich Ankunft 10h). Jetzt hoffen wir mal, dass alles gut geht. Wenn wir in Füssen sind gibt es vermutlich erst mal nen Kaffee und dann geht es munter los. PS: wir könnten jetzt einfach aussteigen und 8 Tage bei Stefan in seiner Wohnung verbringen. Mein Adrenalinspiegel rät mir dazu.. 🤔